Kunstverein Gelsenkirchen: Hinterland, walking landscapes – Kunst und gute Mode
Walking skirts © Jakob Winkler
Wenn etwas – jenseits des Körperlichen -– „nur schön“ ist, steht es zunächst (zu Recht) unter Verdacht, belanglos zu sein.
Vernissage: 23. August 2013, 19.00 Uhr
Laufzeit: 24. August bis 28. August 2013
Angenehme Bildassoziationen wie jene von „heiler Welt“, Nostalgiegefühle oder einfach rein formale Ästhetik vermögen das emotionale Empfinden zu reizen, jedoch kaum das kritische. Fotografische Wiedergaben gefälliger landschaftlicher Motive würden dieser Vorstellung mit Sicherheit entsprechen und im Allgemeinen als banal – eben als Kitsch – empfunden werden.
Die Motive auf den Designstücken von Hinterland sind geradezu archetypische Veduten: Heidi, Sound of Music, schlicht „Heimat“, Reproduktionen von Wirklichkeit, die es so nicht gibt und nie gegeben hat, in der wir uns aber dennoch heil und glücklich glauben. Dadurch, dass hier dieser Archetyp zum Stereotyp übersteuert wird, eröffnet sich jedoch umgehend ein Raum für Projektion. Gebirgspanoramen und blumige Almwiesen können dabei eine triviale Darstellung sehnsuchtsartiger Gefühlsausdrücke sein, gleichzeitig aber eben auf etwas anderes, Komplexeres, verweisen. Vorausgesetzt es hat nicht nur mit Mode zu tun, sondern auch mit Kunst.
Für BLOWIN’ FREE lässt Hinterland Landschaften wandern – auf Mode, Designobjekten, in Musik und Filmen. Ein einzigartiges dreidimensionales Erlebnis. So wie sich Österreich gerne sieht (nebst Mozart und den Sängerknaben) und dieses Klischee auch nach außen hin präsentiert, um sich damit eine nationale Identität zu geben: Natur verbunden, bodenständig, in Dirndl oder Lederhose – diese Identitätssuche wird in stilisierter Form aufgezeigt und ironisch gebrochen.
Text: Gudrun Wallenböck