JAN KÖCHERMANN – RESIDENZ
Bei der Arbeit RESIDENZ bilden zwei aneinander geschweißte Überseecontainer den Eingang und auch das erste Teilstück eines Gängesystems.
JAN KÖCHERMANN, 1967 in Lüdenscheid geboren und inzwischen in Hamburg ansässig, bewohnt seit Anfang September das BLOWIN’ FREE Containerdorf. Seine Skulpturen sind oftmals begehbar und führen den Betrachter in Schächte, Unterführungen und andere Unorte privater und öffentlicher Architektur.
Bei der vor Ort entstandenen Arbeit RESIDENZ bilden zwei aneinander geschweißte Überseecontainer den Eingang und auch das erste Teilstück eines Gängesystems. Zwei Neonlampen hängen im kaltfeuchten Metallschacht unter der Decke und machen auf einen Stromverteiler aufmerksam, der mitten im Raum auf der Erde liegt. Geht man weiter, trifft man auf einen Durchgang, der so groß ist wie eine Tür. Ab hier führt der Weg zickzack durch einen schmalen dunklen Tunnel. Am Ende des Ganges betritt man einen Raum. Dieser ist eingerichtet wie der Aufenthaltsraum, der Schlafsaal und die Gemeinschaftsküche einer Jugendherberge zugleich.
Irgendjemand scheint hier zu wohnen, obwohl es dazu ein wenig zu kalt und klamm ist. Von den zwei Etagenbetten ist ein unterer Schlafplatz benutzt. Statt der Bettwäsche liegt dort ein Daunenschlafsack. Auf dem Stuhl davor steht ein Laptop auf dem etwas läuft: Ein alter anstrengender Kunststreifen auf englisch. Auf dem Boden steht eine Aldi-Wasserflasche aus Plastik mit einer gelblichen Flüssigkeit, es könnte ein Rest Apfelschorle sein. Vor einer aufdringlich, mit schwarzgepunkteten Tapete plakatierten Wand stehen Biertische mit einer Doppelkochplatte. Irgendwie wurde hier auch mal gekocht, asiatisch. Auf dem Tisch liegt jedenfalls eine halbausgequetschte Miso-Suppentüte, ein verwelktes Bund Koriander und ein Stück Zahnseide. Auf der anderen Seite zeigt ein riesiges Wandposter eine grüne Landschaft, wahrscheinlich irgendwo in Nordrhein Westfalen. Darauf ist ein Emscherkunst.2013-Faltplan getackert. Der Raum hat drei Fenster. Bei zwei Fenstern sind die Rollladen runter gelassen. Das dritte Fenster sieht so aus, als würde hier das Gängesystem weitergehen. Es steht offen und dahinter ist ein dunkler Raum aus Metall, in dem Instrumente, Verstärker und Gerümpel stehen. Die Lämpchen an den Verstärkern und Effektgeräten leuchten…
Text: Jan Köchermann